Freitag, 12. September 2014

Von Killerhühnern und Liebesspielchen im Gebüsch

Ich hab vor ein paar Wochen eine Australien-Wolke gesehen und komm da immernoch garnicht drüber weg. Die war einfach so am Himmel, so voll plötzlich, mega geil. (siehe Bild). Und ich denk so, mensch, das musst du jetzt aber fotografieren und der Welt da draußen zeigen. 
Also, Wolke, this ones for you. Ich hoffe, du fühlst dich geehrt da oben am Himmel. Cheers! 


Und damit ein recht wolkiges Hallo zu einem neuen Blogpost, tut mir Leid, wie immer, dass der wieder auf sich hat warten lassen aber ihr wisst ja, wie das so ist mit den betrunkenen Philosophen und paranoiden Malern die sich ihr Ohr abhacken und das größte Meisterwerk des Jahrhunderts malen. Aber zurück zum Thema. 
Wir schreiben mittlerweile September.  SEPTEMBER. 
Das ist der neunte Monat dieses Jahres. (Ein Hoch auf meine mathematischen Fähigkeiten). Der neunte Monat, Leute! Ich bin schon neun Monate in Australien? Aka eine Schwangerschaft?! (und hier nehmen wir mal alle das Hoch auf meine mathematischen Fähigkeiten wieder weg. Denn wer ein Gehirn hat, müsste jetzt bemerkt haben, dass es eigentlich acht Monate sind. *hust*). 
Also, der Austauschschüler, der damit total klar kommt, wie die Zeit vergeht, und alles realisiert und so voll alles im Griff hat, shall not be trusted. 
Ich hab letztens irgendwann vor Ewigkeiten die 200 Tage Grenze passiert. Ab jetzt sind die Tage, die mir noch übrig bleiben, weniger als die, die ich schon hier bin. Ich werde Australien übrigens Ende Januar verlassen, da ich verlängere um einen Monat um noch Weihnachten, New Year und Sommer hier verbringen zu können. Kurz für die records: Schule endet Mitte November. Das bedeutet zwei Monate Sommer(brände), (Todes)sonne, 50 Grad im Schatten und viel, viel Sonnencreme. Und ich freu mich schon :) Das wird cool.

Anfang  August ist meine Gastfamilie von ihrem einmonatigen Europaurlaub wiedergekommen. Das war richtig schön, sie wiederzusehen. Ihr kennt ja bestimmt den Spruch, man realisiert erst, wie wichtig einem jemand oder etwas ist, wenn man's verliert. Ich finde aber, man realisiert erst, wie wichtig einem jemand oder etwas ist, wenn man's verliert und dann wiederbekommt. Ich hab sie hier alle richtig lieb und fühl' mich daheim und bin so froh, hier sein zu können. 
However, Term 3 ist schon voll im Gange. Die ersten Assignments wurden schon eingereicht und alles plätschert so vor sich hin. Nur noch drei Wochen Schule, dann ist auch das dritte Viertel des Schuljahres um und ich hab zwei Wochen Frühlingsferien. Oh dear. 
Was ist noch so passiert? 
Ich sitz gerade in meine Bettdecke gekuschelt in meinem Bett, es ist Freitag, 23 Uhr abends, alles dunkel, Fenster auf, ich lausch' ein paar Grillen draußen während frische kühle Nachtluft in mein Zimmer zieht...
Letzten Sonntag war ich mit Victoria in der Stadt, eigentlich nur um bisschen was zu essen und so rumzuhängen, ja, das war der Plan, wir endeten dann up beim Selfie machen im Museum mit ausgestopften Robben und Elchen, sind auf der Suche nach Frozen Yogurt in CottonOn (Klamottenladen) hängengeblieben und ich hab um die $100 Dollar ausgegeben insgesamt. Ugh. Aber wir haben auch den besten Milkshake/Coffee/IcedChocolate Shop in Perth gefunden. Iced Chocolate for the win! 
Außerdem hab ich mir in einem Touristenshop eine Australia College Jacke in den Nationalfarben gekauft, siehe Bild. Da is auch die Flagge drauf aber da sind meine Hände vor. Diese Jacke ist mein Herz und meine Seele. Genau wie Sherlock (BBC Version). Obsessions meine Freunde, obsessions. 
Meine kleine Gastschwester hatte letztens auch ihren dritten Geburtstag. 
Okay, letztens bezieht sich in diesem Fall auf Anfang August, haha. Is schon klein bisschen her ;) Glaubt mir, ich hab noch nie in meinem Leben so viel Pink gesehen. 
Ich hab mich dazu bereit erklärt, den Kindern das Gesicht zu bemalen mit Face paint Farben. Und bin danach richtig auf den Geschmack gekommen und mir auch einen kleinen Overlook gegeben. ;) war wieder so eine dieser Mitternachts-superkreativ-Phasen.
Außerdem war ich die letzten zwei Wochen Hühnersitten. Des Nachbars' sechs Hühner brauchten eine Mama aufgrund des Nachbars' Urlaubsreise, und weil ich ja so ein liebes Kind bin, hab ich mich dazu bereit erklärt, unwissend, was ich auf mich genommen habe. Und versteht mich nicht falsch, ich liebe Hühner, die sind flauschig und machen recht amüsante Geräusche, aber alles andere ist einfach… gah. 
Die Killerhühner und ich im Zweikampf
Also erstmal, ich hab' noch nie so viel Panik gehabt in meinem Leben, außer vielleicht wenn ich im Dunkeln zu meinem Bett laufen muss. 
Dieser kleine Hühnerstall, in AUSTRALIEN, das Australien mit den fünftausend Ameisenarten und tödlichen Spinnen und Killerkakerlaken und wat noch all. 
Diese sechs Hühner haben mir den Todesblick zugeworfen. Ich war fest davon überzeugt, dass sobald ich denen in die Augen gucke, greifen die mich an und zerfleischen mich. 
Zweitens, SPINNEN. Muss ich dazu noch mehr sagen? 
Über mir, unter mir, neben mir, vor mir, hinter mir… es war wie im Dschungelcamp, ehrlich. Ich musste beim Betreten des Stalls mit einem BESEN in der Luft herumfuchteln um den Weg von Spinnenweben zu befreien. Und dann da durchlaufen. Da, wo noch einige Minuten vorher fette Spinnen genüsslich ihr Leben gechillt haben. 
Dazu brauch' man schon Eier. 
Apropos Eier, die hab ich auch sammeln dürfen. Nicht meine eigenen, ich meine die der Hühner. Und glaubt mir, beste Tätigkeit meines Lebens. Hätte glatt anfangen können, We are the champions zu singen sobald ich aus dem Stall raus war ohne eine Spinne auf mir zu finden, mit diesen noch warmen Eiern in der Hand. 
Wir hatten definitiv unseren Spaß ;) 
Gestern hatten wir Sports Carneval in der Schule. Das ist wie Bundesjugendspiele, nur freiwillig und mit mehr Teamgeist. Die Schulen sind in vier "Häuser" aufgeteilt, diese Häuser treten gegeneinander an, jedes Haus hat n eigenes Motto wie zb Tiger oder ne Farbe und alle ziehen sich dementsprechend an. 
Ja, nun ja, mit dem Teamgeist da hat's meine Schule nich so. Oder das ganze freiwillig zu machen, war ein Fehler. 473 Absentees allein aus Year 11. Inklusive mir. 
Wer braucht auch schon Sport, pff. ;) 
In Childcare haben wir diesen Term Playgroup jeden Montag. Das ist wie ein Kindergarten, den die Klasse organisiert, und der in der Schule stattfindet, wir haben richtig so Spielzeug, n Bällebad und so. Kinder zwischen 0 und 4 kommen dann für eine Stunde zum Spielen und Basteln. Danach schreiben wir Berichte über deren Verhalten und die Aktivitäten und wie die das gefördert hat und so. Find ich ne echt gute Sache. Deutsches Schule, hier bitte ne Scheibe abschneiden. (Aber bitte, bitte nicht vom Rest des Schulsystems hier!!)

Oh, achja, eins noch! Als ich mit Vic in der Stadt war, haben wir nen süßen kleinen Park gefunden, und während wir da so rumlaufen, fällt uns auf, dass da eine Tasche einfach so auf dem Rasen liegt. 
Ich joke noch herum von wegen da is ne Bombe drin, während wir da vorbei laufen, als Vic plötzlich aufs Gebüsch pointet (sorry,ich streng mich wirklich an aber mir fällt das deutsche Wort beim besten Willen nicht ein). Der busch hat gewackelt.
Keine Magie, kein Public Prank, neeee. Pustekuchen. 
Wir warteten in sicherer Entfernung, bis sich der lebendige Busch als ein Päärchen entpuppt, dass sich gedacht hat, ach, warum treiben wir's eigentlich nicht mal im Gebüsch, ist doch ganz nett, und frische Luft ham wa auch. 
Diese Schlingel. 
Keine Sorge, Mama, kein FSK18+, die Kleider hatten'se schon wieder am Leibe, lediglich ein paar Blätter im Haar hätten auf ihre schlingelige Tätigkeit hinweisen können. 
In Australien sind die Leute wirklich locker drauf. Vielleicht ein bisschen zu locker. ;) Ich fand's ganz amüsant, vielleicht erheitert meine Entdeckung ja auch den ein oder anderen unter euch. 

*!!Achtung!! Sentimentaler langer Text folgt* 
Jetzt, nach acht Monaten in Australien, fühlt sich alles so ungaublich heimisch an. Ich kenn die Buszeiten auswendig, könnte im Schlaf zur Trainstation laufen und weiß, welcher Milkshake bei Boost am besten schmeckt. 
Und ich hätte nie gedacht, dass einem ein einst fremder Ort und fremde Leute so ans Herz wachsen können. 
natürlich, ja klar steh ich auf dem Dach was denkstn du. duh. 
Ich träume in letzter Zeit auffällig häufig vom Zurückkehren nach Deutschland. In manchen Träumen treff' ich irgendwelche Stars am Flughafen, in manchen hab ich jegliche Getränke vergessen und muss ohne Wasser nach Deutschland kommen, in manchen verpass' ich alle möglichen Flugzeuge und hab keinen Koffer, - der Punkt ist aber, ich bereite mich langsam mental darauf vor, diesen Ort zu verlassen. Auch, wenn es noch vier Monate sind, der Tag des Abschiedes wird schneller kommen als mir Recht ist. 
Ich kann mir nur wage vorstellen, wie es sich anfühlen wird, Australien aus dem Flugzeug langsam hinter mir verschwinden zu sehen, und ein paar Stunden später in meinem Bett in Deutschland zu liegen. 


Es ist alles wie ein Film, ein Traum. Ich bin hier, und plötzlich bin ich auch schon woanders. 
Und all die Menschen und Orte, mit denen ich hier eine tiefere Bindung aufgebaut habe, werden wieder aus meinem Leben gerissen. 
Auf der einen Seite ist es aufregend, das ganze Reisen, immer an neuen Orten sein, neue Leute kennenlernen, sich neuen Abenteuern stellen. 
Zu lernen, wann du dem Ozean lauschst und wann du selbst der Ozean bist. 
Aber auf der anderen Seite ist es unglaublich schwierig, zu akzeptieren, dass nichts für immer anhält und dass man sich nur kaputt macht, wenn man an Erinnerungen oder Menschen krampfhaft festhält und den nächsten Schritt nicht wagen mag. 
Aber das Leben ist eine einzige Treppe. 
Bleibst du stehen, kommst du nicht weiter. Logischerweise. 
Und nicht für alles und jeden ist Platz auf der nächsten Stufe. Manchmal musst du Leute zurücklassen, und dankbar sein, dass sie für eine Weile dein Leben verschönert haben. 
Und das ist es dann.
Schöne Schmetterlinge, schönes Essen und eine
schöne Kulisse auf dem Heimweg vom Ballett 
Und du drehst dich um und gehst weiter und es werden neue Leute kommen und diese neuen Leute wirst du wieder in dein Herz schließen.
Aber ich will bestimmte Leute nicht zurücklassen. 
Was ich hier gefunden habe, ist eine zweite Familie. Eine kleine Schwester. Freundschaft. Liebe. Glück und Trauer. 
Ich hab' Angst vor dem schwarzen Loch, in das ich fallen werde, wenn ich all das plötzlich aufgeben muss. 
Und ich weiß nicht, wer mir eine Leiter reichen wird, damit ich aus dem Loch wieder herausklettern kann. 
Ich bin noch nicht bereit, dieses Jahr in Digitalform an meine Zimmerwand zu pinnen und weiterzugehen. 
Das macht mich hier häufig mental 'n bisschen sentimental. Aber es sind ja noch vier Monate, und die werden erstmal richtig geil. 

Falls ihr immernoch nicht genug von mir habt, schaut mal auf meinen YouTube Kanal vorbei, ich fange jetzt an, da häufiger Videos zu posten zu verschiedenen Dingen :) Hoffe, euch geht's allen gut und wenn nicht, dann hoffe ich, dass sich das Leben bald wieder für euch richten wird. <3 (sagt man das so? gott mein Deutsch ey..) 
*hier geht's zu meinen Videos*

Und bevor ich mich verabschiede, muss ich nochmal klarstellen, ich hab die Hühner lieb und hab auch nicht mit ihnen gekämpft haha, nicht dass hier falsche Bilder entstehen, wir haben eine durchaus gesunde Kurzzeit-Beziehung geführt, alles gut, keine Sorge, ich liebe Hühner ;) 

Anna xo